Diese Seite ist leider noch unfertig,
aber ich möchte sie Ihnen schon zeigen.
Im März und April 2005 reiste ich 5 Wochen lang ohne Auftrag,
aber mit weit geöffneten, staunenden Augen durch China und
hielt meine Eindrücke mit der Kamera fest.
Die erste Überraschung war, dass ich oft
der einzige Europäer unter Asiaten war
und mich daher oft intensiv beäugt fühlte.
Die zweite, dass mir nicht nur die
Schriftzeichen, sondern auch die Gesten
der Chinesen fremd waren. Und dass
umgekehrt auch meine Handzeichen
missverstanden wurden.
Dabei hatte ich bisher immer gedacht,
ich könne mich überall auf der Welt
mühelos verständigen.
Erst durch die intensive Konfrontation mit
einem völlig anderen kulturellen Kosmos
wurde mir bewusst, wie sehr mein
ganzes Denken und Fühlen in der
amerikanisch-europäischen Kultur wurzelt.
Mit dem Reiseführer in der Hand...
...kann man nur das China entdecken, das subjektiv von einem Autor beschrieben wird.
Meist wird der Blick dabei auf die Postkarten-Ansichten gelenkt. Hier auf Pudong, das moderne Banken- und Business-Viertel von Shanghai, das um das Jahr 2000 aus dem Boden gestampft und deutlich New Yorks Stadtteil Manhattan nachempfunden wurde.
Und doch: Indem ich nur zehn Schritte zurücktrat, entstand
auch schon ein Bild von den Veränderungen der Menschen
von einer Generation zur nächsten, die sich in Körperhaltung
und Kleidung niederschlagen.
Dann erinnerte ich mich an Cees Nooteboom, der einmal verriet,
dass er die Orte, die er ungestört von Touristen genießen wolle,
in seinen Reiseführern verheimlicht habe.
Fortan steckte ich die Reiseführer-Brille weg und ging meist nur
noch "der Nase nach": Was mir fremd und interessant erscchien,
das steuerte ich an.
So fand ich - oft nur einen Steinwurf von den Touristenpfaden
entfernt - ein ganz anderes China.
Mein Blick auf das Skurrile:
Der Schinken
neben den
Schinkenwärmern.
Aber war dieser andere Blick auf China nicht ebenso subjektiv
wie der des Reiseführers? Und folglich nur anders falsch?
Bedient man auf diese Art nicht nur die eigenen Klischees?
Oberflächliche Blicke auf Fremdes und Skurriles, was mehr
über uns selbst aussagt, als über die chinesische Kultur?
Kann man "das wahre China" vielleicht gar nicht sehen,
weil man zwar durch die Slums laufen darf, aber zu den
Menschen kaum einen persönlichen Zugang hat und
die gesellschaftlichen Prozesse weder sprachlich noch
kulturell verstehen kann?
Norman Pearlstein, der ehemalige Herausgeber des
Time-Warner-Konzerns, hat sich in diesem Sinne
über seinen ersten Deutschland-Besuch geäußert:
"Ein Tag im Land und du schreibst darüber ein Buch.
Eine Woche für einen Artikel, ein Jahr im Land,
keinen Satz."
Kann man die Oberflächlichkeit des Journalismus
treffender kritisieren?
Unsere Augen sehen fremde Zeichen und Symbole...
...doch unser Gehirn kennt die Hintergründe nicht und kann zur Interpretation nur auf die gespeicherten Strukturen aus der eigenen Kultur zurückgreifen.
Das muss zu falschen Interpretationen führen.
Und doch gibt es Gemeinsamkeiten zwischen allen Kulturen:
In den Gesichtern aller Menschen finden wir dieselben Muskeln
und Sehnen, mit deren Hilfe wir unbewusst unser aktuelles
emotionales Befinden ausdrücken.
Also blickte ich den Menschen unverblümt ins Gesicht und
versuchte zu ergründen, wie sie sich fühlten.
Wie überall auf der Welt...
...hält die Oma ihr Enkelkind stolz dem Betrachter entgegen.
Doch für mich zeigte sich in dieser Szene auch der große Sprung, den die Chinesen in nur zwei Generationen vollzogen haben: Ein Sprung im Wohlstand und ein politischer Wandel von der Kulturrevolution unter Mao zu einer Orientierung der jungen Generation an Waren und Werten aus dem Westen.
Nun spürte ich die Aufbruchstimmung im Land.
Ich erkannte die kleinen Initiativen der Menschen und
verglich sie mit der Stimmung in Deutschland.
Eine selbstbewusste Unternehmerin.
Ihr Arbeitsplatz ist eine mobile Schuster-Werkstatt, die bei schönem Wetter am Rande einer Straße liegt und in ihrem Fahrradanhänger Platz findet.
Fußbänkchen und Pantoffeln hält sie für ihre Kunden bereit, während sie gut gelaunt die Schuhe repariert.
Hangzhou 2005
Obwohl es uns in Deutschland objektiv weit besser ging,
herrschte bei uns zu jener Zeit eher eine gedrückte Stimmung.
Immer mehr Risiken für den Einzelnen waren zu erkennen,
nicht zuletzt durch die Globalisierung, von der China gerade
beflügelt wurde. Arbeitsplatzabbau, Rentenkürzungen durch
die zunehmende Alterung, Hartz-4: Das waren die Stichworte,
die bei uns die Diskussion beherrschten.
Vor uns konnte nur eine schlimme Zukunft liegen.
Der Lebensstandard der Menschen in China lag zwar
im Vergleich zum europäischen Standard weit zurück,
doch von den sozialen Errungenschaften in Europa wie
Arbeitslosengeld oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
wussten sie nichts. Sie fühlten nur, dass es in ihrem Land
wirtschaftlich aufwärts ging und dass auch sie ganz persönlich
davon profitierten.
Vor ihnen konnte nichts anderes liegen als eine bessere Zukunft.
Gentrifizierung auf chinesische Art.
In China wird nicht - so wie bei uns - über Gentrifizierung diskutiert und erst recht nicht prozessiert.
Grund und Boden gehören dem Staat und wenn die Partei beschließt,
dass ein altes Stadtviertel einer modernen Bebauung weichen soll,
dann werden die Häuser abgerissen und die Bewohner müssen ausziehen.
Notfalls werden sie mit Gewalt vertrieben.
Hoffen, dass etwas abfällt...
Beim Abriss eines Gebäudes warten mehrere Gruppen und beobachten gespannt, ob sie den Baggern brauchbare Dinge entreißen können.
Rechts im Vordergrund liegt die "Beute" der Gruppe: Brennholz, Kabel, Rohre.
Dicht an dicht...
...liefern die Lastkähne Ziegelsteine für den Bau
der neuen Stadtiviertel des modernen China.
Rastlos laden die Arbeiter Kahn für Kahn aus
und schleppen Stein für Stein an Land.
Schutzhelme oder Geländer?
Schubkarren, Gabelstapler oder Kräne?
Fehlanzeige.
Bei 1,3 Milliarden Chinesen scheint die
"Ressource Mensch" unschlagbar billig zu sein.
Wahrscheinlich aber hat das seine Ursache
in der Rechtlosigkeit.
Die am Rande
sieht man nicht
Mittellose Wanderarbeiter und kleine Händler suchen in solchen alten Wohnvierteln Unterschlupf.
Die Verwaltung ist dagegen bemüht, die Slum-ähnlichen Viertel schnell abzureißen und durch komfortable Häuser zu ersetzen.
Aber deren Mieten können die Wanderarbeiter nicht bezahlen.
Früher waren sie die Revolutionäre...
...heute sind sie Konservative,
die die Kälte des Kapitalismus beklagen und sich
nach dem Kommunismus unter Mao zurücksehnen.
Ist die Kritik berechtigt? Oder klagen sie nur,
weil sie die Verlierer der wirtschaftlichen Entwicklung sind?
Werden sie von der neuen Parteiführung gefürchtet
Wird ihre Meinung unterdrückt?
Ich traf auf viele diskutierende Gruppen in den Parks,
doch sobald die Menschen bemerkten, dass ich sie
fotografiere, drehten sie sich um und zerstreuten sich.
Zwei Kleinbauern...
...haben am Rande der Stadt
ihre Bänke aufgestellt und
verkaufen die Ernte des Tages.
Ein teures Fotobuch
mit der Braut
im weißen Kleid...
...ist ein Trend in China.
Doch wie so oft, wenn etwas
aus einer anderen Kultur
übernommen wird,
weiß niemand in China
etwas Genaueres über den
christlichen Hintergrund.
Man zeigt, was man hat...
An ihrem freien Tag haben sich diese jungen Arbeiter aus der Provinz schick gemacht und sind in die Großstadt Hangzhou gefahren
Hier sitzen sie nun am beliebten Westsee und halten Ausschau nach Bräuten.